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Es werden Posts vom Januar, 2021 angezeigt.

Persönlichkeits- und Teamentwicklung Teil 3: Judo-Prinzipien und Judo-Werte

Im Judo sieht Jigorô Kanô3 (1976, S. 141-146) die Möglichkeit, bestimmte Prinzipien zu vermitteln,deren Verinnerlichung nicht nur einen "guten" Judoka auszeichnen, sondern auch einen Beitrag zurganzheitlichen Persönlichkeitsentwicklung leisten können. In diesem Exkurs werden die beiden amhäufigsten diskutierten Prinzipien Sei-Ryoku-Zen-Yo4 und Ji-Tai-Kyo-Ei5 kurz erläutert und auf diePraxis bezogen. Sei-Ryoku-Zen-Yo - Grundsatz des möglichst wirksamen Gebrauchs von Geist und Körper Das erste Prinzip hat seinen Ursprung inJu-No-Ri, dem Prinzip des Nachgebens (Lind, 2001, S. 268). Ju-No-Ri wird oft mit "Siegen durch Nachgeben" übersetzt und stammt ursprünglich aus dem Jiu Jitsu6. Während Kanô Ju-NoRi dort lediglich beim Angreifen und Verteidigen verwirklicht sieht, versteht er Judo als die Umsetzung dieses Prinzips in allen Lebensbereichen: "(...) so bedeutet dasselbe Prinzip auf körperliche, geistige und sittliche Kultur angewendet das Wesen des Judo" (Kanô

Persönlichkeits- und Teamentwicklung Teil 4: Judo-Prinzipien und Judo-Werte

Ji-Tai-Kyo-Ei – Durch gegenseitige Hilfe und Unterstützung zu beiderseitigem Wohlergehen und Nutzen beitragen und zu allgemeiner Wohlfahrt und Glück gelangen Das zweite Prinzip fordert, dass sich die Kampfpartner/-innen stets mit Respekt und Fürsorge begegnen, und betont den beiderseitigen Nutzen eines konstruktiven miteinander Übens, Trainierens und letztlich auch Wettkämpfens. So trägt bspw. Tori im Wurftraining die Verantwortung für Uke und muss ihm ein verletzungsfreies Fallen ermöglichen. Dies hat im Kinder- und Jugendtraining den beiderseitigen Nutzen, dass Tori kontrolliertes Werfen trainiert und Uke die Angst vor dem Fallen verliert

Persönlichkeits- und Teamentwicklung Teil 5: Selbstbewusstsein

„Kraft, Technik und Ausdauer sind im Judo nicht ausreichend. Erst mit dem nötigen Selbstbewusstsein ist es möglich, auf der Matte zu bestehen.“ (Theresa Stoll, Jugendnationalkämpferin) Das Kernziel „Selbstbewusstsein“ führt die ausgewählten Ressourcen Selbstwirksamkeit und Selbstkonzept zusammen. Selbstwirksamkeit bezeichnet die Überzeugung eines/r Sportlers/-in, durch eigenes Können neue oder schwierige Anforderungen auch unter anspruchsvollen Bedingungen erfolgreich zu bewältigen. Eine positive Ausprägung von Selbstwirksamkeit ist eine wichtige Bedingung, um hohe sportliche Anforderungen überhaupt anzunehmen, mit Anstrengung und Ausdauer zu verfolgen und erfolgreich zu gestalten. Eng damit verbunden ist das Selbstkonzept. Das Selbstkonzept bezeichnet die Gesamtheit an Vorstellungen, die ein/e Sportler/-in über sich, seine/ihre Fähigkeiten und Eigenschaften hat. Die Funktionen des Selbstkonzepts liegen insbesondere in der Einordnung und Verarbeitung von Rückmeldungen, Lob oder Kritik,

Persönlichkeits- und Teamentwicklung Teil 6: Aufgabenzusammenhalt

„Judo auf hohem Niveau zu betreiben, klappt nur mit einem guten Team und hilfsbereiten Partnern, die sich gegenseitig unterstützen“ (Iljana Marzok, Nationalkämpferin) Funktionierende Mannschaften zeichnen sich dadurch aus, dass sich die Leistung ihrer Mitglieder im Prozess gegenseitiger Unterstützung steigert. In der sportwissenschaftlichen Diskussion wird dafür der Begriff „Gruppenzusammenhalt“ genutzt. Im Sprachgebrauch von Sportlern/-innen sind dafür Begriffe wie „Wir-Gefühl“ oder „Teamgeist“ üblich. Gruppenzusammenhalt bezeichnet das „ (…)Bestreben einer Gruppe, zusammen zu halten und zum Zweck der Erreichung ihrer Ziele und Zwecke vereint zu bleiben“ (Alfermann & Strauß, 2001, S. 93). In der Sportwissenschaft wird zwischen aufgabenbezogenem und sozialem Gruppenzusammenhalt unterschieden. Einfluss auf die sportliche Leistungsfähigkeit hat insbesondere der Aufgabenzusammenhalt. Zentrales Merkmal des Aufgabenzusammenhalts ist die Ausrichtung von Teams auf gemeinsame Ziele und der

Persönlichkeits- und Teamentwicklung Teil 7: Kooperationsfähigkeit

 „Judoka lernen Judo mehr vom Sempai (ranghöchster Trainingspartner) als vom Trainer.“ (Hirotaka Okada, jap. Doppelweltmeister und Nationaltrainer) Aufgabenzusammenhalt und Kooperation sind das zielgerichtete und planvolle Zusammenwirken aller Mitglieder einer Trainings-/Wettkampfgruppe, bei dem die Fähigkeiten der Einzelnen für ein gemeinsames Ziel eingesetzt werden. Kooperationsfähigkeit beschreibt die Kompetenz des Einzelnen, an diesem Prozess aktiv teilzuhaben. Auch im Judo liegen zahlreiche sozial-kooperative Anforderungen vor, z.B. die gegenseitige Unterstützung im Training, mit bestimmten Trainingspartnern/-innen auskommen und sich arrangieren „müssen“, bei Mannschaftsturnieren für das Team kämpfen bzw. dem/der Teamkollegen/-in mit der größeren Aussicht auf Erfolg den Vortritt lassen. Voraussetzungen für Kooperationsfähigkeit sind die Basiskompetenzen Perspektivübernahme und Kommunikationsfähigkeit sowie soziale Verantwortung. Perspektivübernahme beschreibt die Fähigkeit zur Er

Die Motivationspsychologie weiss Rat

 Wenn die Kinder beim Technik- oder Randoritraining das Gesicht verziehen und sich ein Fussballspiel wünschen, dann ist die Motivation im Keller. Keine einfache Situation für den Ju-Jitsu-/ Judotrainer. Die Motivationspsychologie weiss Rat. Mit konkreten Tipps hilft DOJO bei der Umsetzung in die Tat. Die Anforderungen an einen Ju-Jitsu/Judotrainer sind vielfältig und komplex. Gerade auch im Kindersport. Das Kennen einer grossen Palette von Stand-, Boden- und Falltechniken sowie das Wissen um deren kindgerechten Vermittlung setzt ein hohes Mass an Fach- und Methodenkompetenz voraus.Diese Kompetenzen bringen jedoch nur etwas, wenn der Trainer seine Teilnehmer zu motivieren weiss. Schafft er es nicht, sie fürsein Training und den Ju-Jitsu-/Judosport zu begeistern, dann nützt auch die Bilderbuchdemonstration eines Schulterwurfs nichts.Nicht zu Unrecht wird die Motivation als das A und O im Lehr- und Lernprozess bezeichnet. Oftmals werden erfolgreiche Trainer als regelrechte Motivationsküns

Persönlichkeits- und Teamentwicklung Teil 8: Soziale Verantwortung

Soziale Verantwortung im Sport bezieht sich zunächst darauf, zuverlässig am geregelten Trainingsalltag teilzuhaben und die zugewiesenen Aufgaben und Funktionen zu erfüllen. Dazu gehört es, vorliegende Normen und Regeln (z.B. Judo-Werte oder Dojo-Etikette11) einzuhalten, Andere in sportlichen Aufgaben und bei Schwierigkeiten zu unterstützen sowie Konflikte produktiv auszutragen. Zentraler Kern der sozialen Verantwortung ist es, eigene Interessen einer gemeinsamen Zielorientierung der Trainings- und Wettkampfgruppe unterzuordnen, z.B. eigene Stärken einzubringen, trotz hoher zeitlicher Belastung als Trainingspartner/-in zur Verfügung zu stehen oder eigene Ansprüche zum Wohle der Mannschaft zurückzustellen. Soziale Verantwortung übernimmt aber auch Tori beim Werfen von Uke, indem er ihm ein verletzungsfreies Fallen ermöglicht. Kooperationsfähigkeit ist im Judo eng mit der Uke-Rolle verknüpft. Seine Fähigkeiten, etwa die Perspektive des Partners einzunehmen, dem Partner angemessenen Widers

Persönlichkeits- und Teamentwicklung Teil 9: Methodische Rahmenbedingungen

 Psychosoziale Lernprozesse finden immer statt, sobald Personen in sportlichen Lern- und Leistungssituationen auftreten und miteinander interagieren (Balz, 2003). Dies kann sich sowohl ungeplant als auch geplant vollziehen. Für die geplante Förderung psychosozialer Ressourcen sind die Grundhaltung der Trainer/-innen, ihre Vorbildrolle sowie das Lernklima der Trainingsgruppe zentrale methodische Rahmenbedingungen. Grundhaltung: Trainer/-innen sind sportliche Begleiter/-innen In diesem Sinne schaffen sportliche Begleiter/-innen Rahmenbedingungen, Anregungen und Trainingssituationen, die Judoka zu selbstständigem Handeln sowie zur Bewältigung von Anforderungen und Belastungen befähigen. Eine solche Grundhaltung ist mit folgenden Prinzipien verknüpft. Sportliche Begleiter/-innen gehen von einem Sportverständnis aus, in dem sowohl motorische als auch psychosoziale Aspekte ihren Platz haben; verstehen sich als fachlich-partnerschaftliche Berater/-innen und als Vorbilder (s.u.); pflegen einen

Japanische GrossmeisterIN Teil 7: Tani Ryoko

Tani Ryoko (6. September 1975 in Fukuoka; geborene Tamura ) ist eine der erfolgreichsten japanischen Judoka. Sie ist zweifache Olympiasiegerin und siebenfache Weltmeisterin. Tani begann im Alter von acht Jahren mit dem Judo. Auf internationaler Bühne machte sie erstmals 1991 bei den Judo-Weltmeisterschaften in Barcelona auf sich aufmerksam, als sie im Alter von 15 Jahren sich erst im Finale der Britin Karen Briggs geschlagen geben musste. Von 1993 an gewann sie bei sieben von acht ausgetragenen Weltmeisterschaften den Titel in ihrer Gewichtsklasse Extraleichtgewicht. Bei Olympischen Spielen musste sich Tani 1992 in Barcelona und 1996 in Atlanta jeweils mit der Silbermedaille zufrieden geben. Bei den Spielen 2000 in Sydney siegte sie im Finale gegen die Russin Ljubow Bruletowa und wurde erstmals in ihrer Karriere Olympiasiegerin. Ihren Titel konnte sie 2004 erfolgreich verteidigen. 2008 in Peking gewann sie die Bronzemedaille. Tani ist in Japan unter dem Spitznamen Yawara-chan bekannt.

Freude motiviert und fördert den Erfolg

 Er ist 13 Jahre jung und fasziniert vom Judo-Sport. Mattheus spricht über den anstehenden Cup und seine Ziele für die nächsten Jahre. Seit sechs Jahren praktiziert der Badner Mattheus den Judo-Sport und ist Mitglied im Judoclub Baden-Wettingen. Dass er den Sport, bei dem der gegenseitige Respekt eine zentrale Rolle spielt, überhaupt entdeckt hat, ist ein Zufall: «Mit meinem Kollegen lief ich oft neben dem Judo-Dojo vorbei, weshalb wir beide einmal einen Einblick in den Judo-Sport wagten.» Mattheus findet schnell Spass daran. Und er bleibt. Schwarzer Gürtel als Ziel Neben dem partnerschaftlichen Üben stehen beim Judo auch ethische Werte wie Ehrlichkeit, Bescheidenheit sowie Verständnis und Respekt füreinander im Vordergrund, denn Judo wird mit einem Partner geübt und nicht gegen ihn. Demnach kann Mattheus das Gelernte nicht während seiner Freizeit einsetzen: «Judo ist ein Kampfsport und dient zur Selbstverteidigung, ich werde die Techniken in meiner Freizeit nicht anwenden.» Mattheus i

Persönlichkeits- und Teamentwicklung Teil 2: wozu braucht man das?

Das Thema „Persönlichkeits- und Teamentwicklung“ – also die systematische Förderung psychosozialer Ressourcen wie Selbstbewusstsein, soziale Kompetenzen oder Gruppenzusammenhalt – wird im Kinder- und Jugendsport unter drei Perspektiven diskutiert: - Effektiv lernen - Optimales leisten: Gut ausgebildete psychosoziale Ressourcen können – vergleichbar mit konditionellen und koordinativen Fähigkeiten – dazu beitragen, das motorische Leistungspotenzial einzelner Judoka sowie der gesamten Trainings-/Wettkampgruppe optimal auszuschöpfen. In diesem Sinne tragen psychosoziale Ressourcen zur Trainingseffektivität der Gruppe und zur judospezifischen Handlungs- und Leistungsfähigkeit des Einzelnen bei. - Dauerhaft Judo treiben - lebenslang bewegen: Gut ausgebildete psychosoziale Ressourcen können auch zur dauerhaften Bindung an den Judosport sowie an sportliche Aktivitäten im Allgemeinen beitragen. - Stark im Sport - den Alltag meistern: Gut ausgebildete psychosoziale Ressourcen können auch zur Be

Persönlichkeits- und Teamentwicklung Teil 1: „Ohne Judo wäre ich nicht der Mensch, der ich heute bin“

„Ohne Judo wäre ich nicht der Mensch, der ich heute bin“. Diesen Eingangszitat deutet an das Judo eine Vielzahl an Erfahrungsmöglichkeiten bietet die Sportler/-innen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung beeinflussen können. Diese Erfahrungsmöglichkeiten entstehen in den zahlreichen sportlichen Anforderungen in Training und Wettkampf. Dabei besteht Sport nicht nur aus motorischen Aufgaben, sondern auch aus so genannten psychosozialen Anforderungen. Z.B. muss ein Judoka nicht nur werfen und kontern, festhalten und sich befreien können. Judokämpfe, Gürtelprüfungenoder Kata-Demonstrationen erfordern Mut, den Glauben an sich selbst und immer wieder auch den Umgang mit Niederlagen. Darüber hinaus wird erwartet, dass man gemäß der Judo-Prinzipien und der Judo-Werte handelt. Ein Training, das entsprechend gestaltet ist, beinhaltet gegenseitige Unterstützung und Verantwortung, die Zusammenarbeit mit Trainer-/in und Übungspartner/-in sowie die Grundidee, dass im gegeneinander Kämpfen immer ein M

Die Philosophie von Jigoro Kano

Die lesenswerten Gedanken des Judo-Gründers Jigoro Kano näher bringen. Er kommentiert dazu je zwei Überlegungen zu den Themen Training und Energie, beide Überlegungen bedeuten nämlich mehr als nur zwei Grundprinzipien des Judo. Sie sind für alle Lebensbereiche geeignete Maximen. Das Training: «Es ist nicht gut, nur das zu verfolgen, was uns interessiert. Wenn etwas Vorteile bringt, muss es praktiziert werden, unabhängig von den Gefühlen, die es in uns weckt.» «Wenn wir einen Menschen durch Training stark machen und seinen Willen durch Wettbewerbe stärken, dabei aber die Moral vernachlässigen, bilden wir ein Individuum, das die Gesellschaft nicht braucht, da dieser Mensch seine Qualitäten in den Dienst der Selbstsucht stellt.» Die Energie: «Die menschliche Energie hat ihre Grenzen. Wenn sie in einem Bereich aufgebraucht wird, ist unvermeidlich, dass sie in anderen fehlt.» «Streit ist verlorene Energie; eine Diskussion ist Energieverschwendung, wenn sie von Emotionalität, Impulsivität u

Japanische Grossmeister Teil 10: Yoshimi Osawa

Osawa wurde 6. März 1926 in Sakura, Präfektur Chiba, Japan geboren. Er studierte an der Waseda Universität und wurde später ein Judolehrer. Er ist ein starker Judotechniker, vor allem für seine ashi-waza techniken bekannt. Obwohl er nur ein geringes Gewicht hatte, galt als Favorit für die All-Japan Judo-Meisterschaften. Schliesslich besiegte er den Weltmeister von 1948 Yasuichi Matsumoto, den Fukuoka-Turnier in November 1948.

Japanische Grossmeister Teil 9: Ichiro Abe „Wenn Du sechsmal geworfen wirst...

  Ichiro Abe  (*  1922 ) ist ein  Judo -Lehrer (10.  Dan ) der ältesten Judo-Schule, dem  Kodokan . Abe ließ sich im Zuge einer Kampagne zur Förderung des Kodokans in Europa für längere Zeit in Frankreich nieder, zunächst 1951 in  Toulouse  und ab 1954 in  Paris . Er ist damit einer der Väter dieser Judoschule in Frankreich. Auf ihn geht auch die Gründung des französischen Kodokan-Verbandes ( Union Fédéral Française d'Amateurs de Judo Kodokan ) 1956 zurück. Auch die erste Meisterschaft in diesem Sport im gleichen Jahr wurde von ihm initiiert. Sein berühmtestes Zitat lautet: „Wenn Du sechsmal geworfen wirst, stehe siebenmal wieder auf!“

Japanische Grossmeister Teil 8: Toshiro Daigo

Toshiro Daigo (geboren 2. Januar 1926) ist ein japanischer Judoka. Er ist Chefinstruktor am Kodokan und ehemaliger Manager der japanischen Nationalmannschaft. Er ist einer von nur drei lebende 10. Dan Träger (und einer von nur 15 bis diesen Rang erreicht haben), nachdem sie (zusammen mit Ichiro Abe und Yoshimi Osawa) an der kagami biraki Zeremonie den 10. Dan verliehen bekammen. Daigo wurde 1926 geboren und an der Tokyo University of Education ausgebildet. Er war All-Japan Judo-Meister 1951 und 1954. Er ist der Autor des Kodokan Judo: Wurftechniken.