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Die Motivationspsychologie weiss Rat

 Wenn die Kinder beim Technik- oder Randoritraining das Gesicht verziehen und sich ein Fussballspiel wünschen, dann ist die Motivation im Keller. Keine einfache Situation für den Ju-Jitsu-/

Judotrainer. Die Motivationspsychologie weiss Rat. Mit konkreten Tipps hilft DOJO bei der Umsetzung in die Tat.


Die Anforderungen an einen Ju-Jitsu/Judotrainer sind vielfältig und komplex. Gerade auch im Kindersport. Das Kennen einer grossen Palette von Stand-, Boden- und Falltechniken sowie das Wissen um deren kindgerechten Vermittlung setzt ein hohes Mass an Fach- und Methodenkompetenz voraus.Diese Kompetenzen bringen jedoch nur etwas, wenn der Trainer seine Teilnehmer zu motivieren weiss. Schafft er es nicht, sie fürsein Training und den Ju-Jitsu-/Judosport zu begeistern, dann nützt auch die Bilderbuchdemonstration eines Schulterwurfs nichts.Nicht zu Unrecht wird die Motivation als das A und O im Lehr- und Lernprozess bezeichnet. Oftmals werden erfolgreiche Trainer als regelrechte Motivationskünstler bezeichnet.Wie schaffen sie es, dass der Funke immer wieder auf ihre Trainingsteilnehmer überspringt? Dass junge (und alte) Kampfsportler beim Training mit leuchtenden Augen dabei sind? Sicherlich trägt die Persönlichkeit und das Charisma eines Trainers dazu bei. Vieles basiert aber auch auf Erfahrung und solidem Handwerk. Die Werkzeuge bzw.die konkreten Praxisempfehlungen beruhen auf wissenschaftlich fundierten Motivationstheorien. Das DOJO stellt drei Theorien vor, die im Sport gut verankert sind.

Selbstdeterminationstheorie

Die Selbstdeterminationstheorie postuliert,dass der Mensch bei seinen Handlungen nach der Erfüllung von drei Grundbedürfnissen strebt: (1) Wahrnahme eigener Kompetenz, (2) Autonomie und (3) soziale Nähe. Theorie geleitet bedeutet dies, dass der Trainingsteilnehmer dann mit dem Training zufrieden ist, wenn (1) er das Gefühl hat etwas gelernt oder profitiert zu haben und die Aufgaben seinem Niveau angepasst waren,(2) ihm nicht alles aufdiktiert wurde und er einen gewissen Entscheidungsspielraum hatte und (3) er sich auf der zwischenmenschlichen Ebene im Umgang mit dem Trainer und der Trainingsgruppe wohlgefühlt hat.

Beispiele:

Bedürfnis nach eigener Kompetenz: «Ich habe im Dojo verschieden hohe Hindernisse aufgebaut. Bitte bewegt euch kreuz und quer durch die Halle und macht Judorollen über die Hindernisse, die für euch die richtige Höhe haben.»

Bedürfnis nach Autonomie: «Wir machen nun Randori. In der linken Hallenhälfte gibt es Standrandori, in der rechten Hallenhälfte gibt es Bodenrandori. Entscheidet selbst, wo ihr Randori machenmöchtet.»

Theorie der Zielorientierung

Die Theorie der Zielorientierung unterscheidet zwei Dimensionen: Ergebnisorientierung vs. Aufgabenorientierung. Bei der Ergebnisorientierung steht der Vergleich mit anderen im Vordergrund. Ziel ist es besser zu sein als die anderen Trainingsteilnehmer. Beider Aufgabenorientierung geht es um den Vergleich mit sich selbst. Die Leistungen der anderen sind nicht von Interesse. Im Fokus steht eine möglichst gute Bewältigung der jeweiligen Aufgabe. Die individuelle Leistungsoptimierung und der eigene Fortschritt rücken ins Zentrum. Die Theorie besagt, dass beide Dimensionen wichtig sind.Gleichzeitig warnt sie vor einer einseitigen Fokussierung auf die Ergebnisorientierung(Wer ist der Schnellste? Wer ist der Beste?Usw.). Mitunter zeigen Studien, dass eine aufgabenorientierte Trainingsatmosphäre bei den Teilnehmern zu einer höheren Motivation und geringeren Drop-Out-Rate führt.Beispiel:Dimension der Aufgabenorientierung: «Inden nachfolgenden Randori ist es das Ziel,möglichstaufrechtzukämpfenundauchzurlinken Seite anzugreifen. Nehmt euch bitteeinpersönlichesZielvor.ZumBeispielinsgesamtfünfWürfezurlinkenSeite.NachjedererfolgreichenWertungkönntihrbeimireineMurmelholenundsoamSchlusszählen,obihreuerZielerreichthabt.»

Zielsetzungstheorie

Die Zielsetzungstheorie besagt, dass die Art und Weise wie die (sportlichen) Ziele formuliert werden, entscheidend zur Motivationslage des jeweiligen Sportlers beiträgt. Bei der Zielvorgabe empfehlen die Autoren sich an die SMART-Maxime zu halten: Spezifisch (sprich konkret), messbar,attraktiv (nicht nur für den Trainer sondern auch für das Kind!), realistisch und terminiert (Überprüfung zu einem vorgegebenen Zeitpunkt). Gerade die messbare Komponente einer Zielvorgabe trägt viel zur Motivationslage bei. Andere Sportartenhaben es diesbezüglich einfacher als unsere Disziplinen. Springt ein Kind im Hochsprung 1 m hoch und dann – nach einem einmonatigen Trainingsblock – 1.20 m, so ist das ungemein motivierend. Der individuelle Fortschritt wird greifbar gemacht. Entsprechend lohnt es sich auch im Judo-/Ju-Jitsu-Training messbare Zielsetzungen miteinfliessen zu lassen.

Beispiel:

Messbarkeit:

«Die letzten fünf Minuten des Trainings gehen wir paarweise zusammen und werfen gegenseitig mit Hüftwurf. Zählt bitte eure Würfe. Letzte Woche haben wir als Gruppe 280 Würfe geschafft. Schaffen wir heute 300 Würfe?»

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