Im Judo sieht Jigorô Kanô3 (1976, S. 141-146) die Möglichkeit, bestimmte Prinzipien zu vermitteln,deren Verinnerlichung nicht nur einen "guten" Judoka auszeichnen, sondern auch einen Beitrag zurganzheitlichen Persönlichkeitsentwicklung leisten können. In diesem Exkurs werden die beiden amhäufigsten diskutierten Prinzipien Sei-Ryoku-Zen-Yo4 und Ji-Tai-Kyo-Ei5 kurz erläutert und auf diePraxis bezogen. Sei-Ryoku-Zen-Yo - Grundsatz des möglichst wirksamen Gebrauchs von Geist und Körper Das erste Prinzip hat seinen Ursprung inJu-No-Ri, dem Prinzip des Nachgebens (Lind, 2001, S. 268). Ju-No-Ri wird oft mit "Siegen durch Nachgeben" übersetzt und stammt ursprünglich aus dem Jiu Jitsu6. Während Kanô Ju-NoRi dort lediglich beim Angreifen und Verteidigen verwirklicht sieht, versteht er Judo als die Umsetzung dieses Prinzips in allen Lebensbereichen: "(...) so bedeutet dasselbe Prinzip auf körperliche, geistige und sittliche Kultur angewendet das Wesen des Judo" (Kanô
Ji-Tai-Kyo-Ei – Durch gegenseitige Hilfe und Unterstützung zu beiderseitigem Wohlergehen und Nutzen beitragen und zu allgemeiner Wohlfahrt und Glück gelangen Das zweite Prinzip fordert, dass sich die Kampfpartner/-innen stets mit Respekt und Fürsorge begegnen, und betont den beiderseitigen Nutzen eines konstruktiven miteinander Übens, Trainierens und letztlich auch Wettkämpfens. So trägt bspw. Tori im Wurftraining die Verantwortung für Uke und muss ihm ein verletzungsfreies Fallen ermöglichen. Dies hat im Kinder- und Jugendtraining den beiderseitigen Nutzen, dass Tori kontrolliertes Werfen trainiert und Uke die Angst vor dem Fallen verliert